Als ich vorgestern Nacht angekommen war, konnte ich den Weg zu unserer kleinen Insel die seiner Umgebung nicht erkennen, da es dunkel war. Heute Morgen bei Tageslicht fuhren wir, da wir eine der letzten Insel waren, an all den anderen vorbei, insgesamt sind es 110 schwimmende Inseln von Puno. Das, was ich sehen konnte, ließ mich eher an Disneyland denken. Eine verspielte vermeintliche Touristenattraktion reihte sich an die nächste. Die Situation der schwimmenden Inseln in Puno ist höchst fragwürdig, finde ich.
Eigentlich lebten die Uros weit entfernt, wegen und für die Touristen sind sie nahe an die Stadt gezogen, um dort ihre Traditionen darzustellen.
In Puno ging es dann vom Boot in den Bus, nach dem sehr stressigen Umsteigen reise ich nun heute Vormittag die ganze Zeit entlang des Titikaka Sees. Es zeigen sich viele Strände, doch keine Menschen, die dort sonnenbaden. Das Wasser hat eine durchschnittliche Temperatur von ungefähr 10° und die Außentemperatur ist selbst im Sommer auch nicht viel höher. Auf 3800 Metern gibt es also keinen Strandurlaub.
Das Einsteigen in den Bus war insofern stressig, als dass ich ein Einreiseformular nach Bolivien online ausfüllen musste. Ein QR-Code musste gelesen werden, um zum erforderlichen Vordruck zukommen. Es gab keinen anderen Weg, als dieses Online-Formular, bemerkenswert.
Immer wieder gibt es Erdrutsche. Der Bus muss langsam über Flächen fahren, die von Geröll überdeckt sind. Wenn ich an die zahlreichen Erdrutsche aus den Bergen denke, die man beim Vorbeifahren sieht, frage ich mich, aus welchem Material die Berge bestehen. Das scheint sehr weiches und kleinkörniges Material zu sein, wenn es bei heftigen Regen scheinbar relativ leicht abrutscht. Roberto, mein Begleiter aus Cusco, sprach davon, dass Menschen aus seinem Viertel große Angst vor einer Schlammlawine haben. Wenn ich mich recht erinnere, ist es in seinem Viertel auch schon einmal passiert, mit verheerenden Folgen.
Sollte jemand der Lesenden mit Wissen helfen können, freue ich mich auf jeden Kommentar. Gern unten einfach eine Ergänzung schreiben.
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Dann endlich Copacabana, Bolivien, nicht Brasilien. Dieser kleine Ort liegt wunderschön am Titicaca-See, ist Erholungsort und auch Umsteigeplatz für zahlreiche Busreisenden, wie mich, hier musste ich den Bus wechseln: den peruanischen gegen den bolivianischen.
Von Copacabana aus hat sich eine Serpentinenstraße hoch geschlängelt, um auf der anderen Seite wieder runter zu fahren, dort mussten wir per Schiff auf dem Titicaca-See übersetzen. Personen getrennt vom Bus, der Bus auf einem Floß. Das Floß war gefühlt rundum einen Meter breiter als der Bus. Es fuhr auf dem Wasser motorisiert, aber an Land musste es mit Starken in die richtige Position gebracht werden. Am Ende der Floßfahrt gab es für unseren Bus drei Anläufe, um das Floß in die richtige Position zu bringen, damit der Bus gut vom diesem runter fahren konnte. Eine unfassbare Aktion. Als Touristen haben wir uns gefragt, ob das als Touristen-Highlight bestehen bleibt und genau deshalb keine Brücke gebaut wird. Man kann sich fragen, ob Brücken vielleicht sowieso etwas überbewertet sind. Wenn die Situation der Kölner Brücken sich weiter so entwickelt wie in den letzten Jahren, kommen wir möglicherweise auch bald dahin, mit Floßen über den Rhein zu fahren ….
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Das Altiplano, die Hochebene auf etwa 3800 Metern, sieht insgesamt etwas langweilig aus. Flach, weit, mit Gras bewachsen, hier und da ein paar Kühe und Schafe, nur am Ende höhere Berge. Eigentlich ganz ähnlich langweilig wie die uns bekannte norddeutsche flache Landschaft ( 🤣Beschwerden erwünscht! ).
Und dann …. La Paz … irre …. davon mehr morgen ….
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Hallo Anja!
Spannend, deinem Reisebericht zu lesen. War 1982 auch in Peru, mit Rucksack, per Bus, LKW, Pferd und Bahn. Da kamen Erinnerungen auf. Ja, die Bus-Reuserouten waren oft angserregend (steile Hänge, Reifenpannen, Stopps irgendwo in kleinen Dörfern, wo wir direkt überfallen wurden von ObsthändlerInnen…).
Ich wünsche dir noch viele schöne Ausblicke, Begegnungen und überhaupt
Lieben Gruß
Hans-Bernd
Nein, also das glaube ich jetzt nicht, dass es in Bolivien langweilige, mit norddeutschen Flachlandschaften vergleichbare Gegenden gibt! Schon das Licht, die Farben und die Weiten sind so anders, behaupte ich einfach mal. Aber wir sind uns sicher einig, dass diese Landschaft und die Reiseerlebnisse und Begegnungen mit den ganz normalen Menschen in dort alltäglichen Situationen wie der Seeüberquerung mit einem Floß spektakulärer sind als das folkloristisches, auf Tourismus ausgerichtetes Inselleben, wie Du es gesehen hast. Ich erinnere mich an Fotos von Magda, die ich als befremdlich künstlich empfand. Das mögen erhaltenswerte Traditionen sein, aber die wahren Bilder dazu findet man anderswo. Deshalb hast Du sie hier gar nicht erst gemacht. Und deshalb ist dieser bebilderte Reisebericht so viel interessanter: autentisch eingefangene Existenz.
Nein, also das glaube ich jetzt nicht, dass es in Bolivien langweilige, mit norddeutschen Flachlandschaften vergleichbare Gegenden gibt! Schon das Licht, die Farben und die Weiten sind so anders, behaupte ich einfach mal. Aber wir sind uns sicher einig, dass diese Landschaft und die Reiseerlebnisse und Begegnungen mit den ganz normalen Menschen in dort alltäglichen Situationen wie der Seeüberquerung mit einem Floß spektakulärer sind als das folkloristische, auf Tourismus ausgerichtete Inselleben, wie Du es gesehen hast. Ich erinnere mich an Fotos von Magda, die ich als befremdlich künstlich empfand. Das mögen erhaltenswerte Traditionen sein, aber die wahren Bilder dazu findet man anderswo. Deshalb hast Du sie hier gar nicht erst gemacht. Und deshalb ist dieser bebilderte Reisebericht so viel interessanter: autentisch eingefangene Existenz.
Die Brücke wird deshalb nicht gebaut, weil die Fährleute das verhindern. Sie treten sofort in Generalstreik, wenn jemand die Brückenpläne aus der Schublade holt, und legen dann den ganzen internationalen Verkehr nach Peru lahm. Deshalb traurt sich seit Jahrzehnten niemand, dieses Infrastrukturprojekt in Angriff zu nehmen. Jobsicherung auf bolivianisch.