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El Alto, Tag 24

Das ist das Tolle an meinem Job: ich darf früh aufstehen (in diesem Fall um 5:30 Uhr) und den Sonnenaufgang sehen. Wir sind, bevor die Teleferrico (Seilbahn) fuhr, hoch nach El Alto gefahren (auf 4.050 Meter), um dort ohne starke Sonneneinstrahlung auf dem Markt, Mercado Murillo, zu fotografieren. Es war früh und kalt.
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Ich hatte 6 Schichten übereinander an, trotzdem war es kalt. Nach den ersten Aufnahmen haben wir uns in einer Frühstücksbar einen Tee und ein Brötchen gegönnt, draussen tobte der Markt.
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Dieser Markt war eher ein Grossmarkt, in Massen wurden entweder Kürbisse, Bananen oder Ananas und vieles andere verkauft, Papaya direkt aus einem LKW heraus. Über die gefundenen Situationen bin ich sehr glücklich. Auf diesem Markt verkaufen viele Indigene ihr Angebautes, hier wollten sich viele nicht fotografieren lassen. Die Ausbeute ist trotzdem gut.
Jene junge Frau unten hatte mit ihren Nachbarinnen viel Spass, erst recht, als Damián und ich einem alten Mann zur Hilfe kamen, dem sein Sack Zwiebeln von der Sackkarre gefallen war. Natürlich … konnten wir quasi nicht helfen, da der Sack so unfassbar schwer war. Diese Szene hat für viel Spass gesorgt!
Diese junge Frau hatte zuvor ihren Sohn, hinten im Bild, gestillt. Das Stillen ist hier ein ganz normaler Teil des Lebens, auch als wir mit ihr sprachen, lief dieser Akt nebenbei.
Ansonsten kann man sagen, dass diese Märkte wie ein grosses Chaos erscheinen, es ist ein riesiges Gewusel und mitten drin Autos ohne Ende, die sich auch gern mal überholen, um in Konsequenz alles zum Erliegen zu bringen. Das sie dabei unglaubliche Mengen an Abgasen direkt in Höhe der Marktfrauen ausblasen ist leider so. Mein Rachen spürt diese Abgase jetzt noch.
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Und dann noch einmal, weil es so toll ist: der Blick auf die Stadt La Paz.
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Heute habe ich mir dann endlich das tolle Restaurant gegönnt: Manq´a, nicht weit von meinem Hotel entfernt. Manq´a heisst auf Aymara, der zweiten indigenen Sprache hier oben in den Bergen: Essen.

Manq’a ist ein soziales Restaurant, in dem nationale Produkte gefeiert werden. Sie arbeiten mit jungen Köchen, die in Manq’a-Schulen in El Alto und Sucre, Bolivien, ausgebildet werden. Die Restaurants sind aus einem sozialen Projekt hervorgegangen, in dem rund 700 junge Menschen in prekären Situationen zu Köchen ausgebildet werden, die die bolivianische Agrar- und Ernährungsidentität aufwerten und eine gesunde Ernährung in ihren Familien und in ihrem Umfeld fördern. Alle durch das Restaurant erwirtschafteten Gewinne werden in das Sozialprojekt reinvestiert. Das ist toll !
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Auch toll ist das Essen, eine hervorragende Küche!
Gern beschreibe ich es hier ausführlicher:
Vorspeise:
Sopita de mani Manq’a
traditionelle Erdnusssuppe, serviert mit einheimischen Kartoffelchips und Petersilienöl
Hauptgericht:
Surubí con quinua
gebratener Amazonas-Fisch mit Zitronengras, Tucupi, Yucca-Creme, Quinoa mit Zitrusfrüchten, Frischkäse mit Spinat, frischen Blättern und essbaren Blüten
Dessert:
Paleta amazónica
Asai-Eis-Popsicle, gefüllt mit Passionsfruchtbonbons, Mandelboden, dehydriertem Chili und dehydriertem Chilto sowie essbaren Blüten

Es war spitze!


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Diese Menue hat ohne Getränke 11,50 Euro gekostet.
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Und dann noch etwas, dass auf solch einer Reise wichtig ist: ich muss aufgrund dessen, dass ich entweder die Sprachen nicht richtig verstehe oder aber die Situation nicht genau einschätzen kann, da ich sie noch nie erlebt habe, oft darauf vertrauen, dass schon alles gut geht. Ich muss Menschen vertrauen, die mir etwas erzählen oder mir etwas weisen wollen. Wie bekannt, ist das beim Friseur schief gegangen, aber bei Schuster zum Beispiel: ich vertraue darauf, dass er meine Schuhe „behandelt“ und zwar in guter Art und Weise, das werde ich aber erst gleich sehen. Ich hoffe, dass er ein guter Handwerker ist und meine Schuhe gut repariert. Ebenso ist es in Restaurants, wenn ich frage, ob im Saft tatsächlich kein Leitungswasser ist oder im Bus, wenn der Fahrer sagt, gehen sie jetzt bitte in diese Richtung und erst beim Ankommen klar wird, warum. Ich vertraue diesen Menschen, umsichtig natürlich, aber den Gewinn daraus empfinde ich als Geschenk, besser als misstrauisch zu sein. Das macht Reisen für mich aus.

3 Kommentare

  1. Heike Heike

    Alles umwerfend ! Der Markt, die Menschen, die Stadt, das Menu, und Deine Beschreibungen !

    Ja wirklich, was Du am Ende schreibst, ist sehr schön. Ich kenne dieses Gefühl auch gut. Auf Arbeitsreisen, wirklich anders, als im Urlaub, wo man vielleicht mehr mit sich selbst beschäftigt ist, auf diesen Arbeitsreisen sind Begegnungen und der Austausch so wichtig und intensiv. Und die Erfahrungen sehr häufig positiv. Du hast da wirklich eine grossartige Zeit. Wunderbar !

    • Anja Schlamann Anja Schlamann

      danke, lieber hans-bernd, wie toll, dass das manq´a sogar in der deutschen presse beschrieben wird, kein wunder, auch ich finde das projekt super und das essen eben auch, danke für den hinweis!

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